Was steckt hinter deinem Titel „Anomalia“?
Mir wurde in der Konzeptfindung häufig gesagt, dass man für meine Idee eine gedankliche Ausnahme machen muss. Anomalie als die Abweichung des Normalen ist in der Gesellschaft negativ behaftet. Ich möchte aber das das Andersartige erst einmal neutral betrachtet wird.
Wie hat sich denn die Abweichung vom Normalen in deiner Kollektionsidee gezeigt?
Ich habe früh Praktika im Krankenhaus gemacht und mich sehr für Biologie und Medizin interessiert. Darin sehe ich eine große Inspiration für künstlerische Arbeiten. Der Ursprung meiner Inspiration für die Kollektion sind Magnetresonanztomographie-Bilder aus der Medizin, die den Körper in einem Schichtbild darstellen. Dieses Schichtverhalten habe ich fortgeführt und im dreidimensionalen Bereich mit Ebenen gearbeitet.
Warum haben dich die MRT-Bilder so stark inspiriert?
Das MRT-Bild macht nicht nur Knochen sichtbar, sondern auch Organe und Weichteile. Während das Röntgenbild eine große Verwendung in der Mode und Kunst findet, gibt es kaum Arbeiten, die sich auf MRT-Bilder stützen.
Wie konntest du deine Inspiration materialtechnisch umsetzen?
Die organische Form des Körpers, molekulare Formen und parallelen Linien, wie beispielsweise die von Muskelfasern, aber auch Zellorganellen waren große Inspirationen. Um diese Formen darzustellen, bin ich auf PVC-Schläuche, Angelschnüre und Folien mit MRT-Drucken gekommen.
Und wie sind die panzerartigen Formen entstanden?
In der Außenform habe ich mich auf die Idee des Schichtbilds gestützt. Das Konstrukt bezieht sich auf organische Formen, wie die Lunge oder das Herz. Die zweite Schicht, das Trägermaterial, bildet das Material selbst, also die Angelschnüre, PVC-Schläuche und Folien. Die dritte Schicht bildet das Neuartige, das zeichnerisch durch das traditionelle Material Wolle dargestellt wird.
Anomalia ist eine Haute-Couture-Kollektion. Ist die Idee überhaupt im tragbaren Bereich denkbar?
Hinter dem Konzept steckt ein individuelles Schicht- und Stecksystem, denn die Trägerschicht könnte natürlich auch Mesh oder Spitze sein, in die man dann farblich und strukturell das andere Material einarbeiten kann.