Woher kommt dein Kollektionstitel »Vatnajökull«?
Der Titel ist eine Anspielung auf den größten Gletscher Islands und außerhalb des Polargebiets auch der größte Europas. Meine Kollektion handelt von Eisbergen und Gletschern, also von der ganzen Natur, die sich um die Polkappen befindet. Die außergewöhnlichen Formen, die von der Natur geformt sind, vereinen sowohl harte Bruchkanten als auch geometrische sowie organische Formen. Gleichzeitig kann der Wind das Eis zu den unterschiedlichsten Skulpturen formen. Diese Gegensätze habe ich in meiner Kollektion umgesetzt.
Wieso haben dich die Eisberge so inspiriert?
Das hat mit dem Aspekt des Erhabenen zu tun. Auf der einen Seite sind sie ein großartiges Naturschauspiel, auf der anderen Seite strahlen sie aber auch eine große Gefahr aus. Das hat zum einen mit der Erderwärmung und den damit verbundenen Problemen der Wasserversorgung zu tun, gleichzeitig ist aber auch schon die Größe bedrohlich. Dieses Paradoxon aus Schönheit und Gefahr wollte ich aufgreifen und in meiner Kollektion verarbeiten.
Wie konntest du das stilistisch umsetzen?
Ich habe über die Schnittkonstruktion gearbeitet und sehr grafische Linien eingebaut, die ich mit organischen kontrastiert habe. Obwohl ich sehr edle Materialien verwende, wollte ich keine Kollektion gestalten, die zu elegant wirkt oder nur eine plastische Nachbildung der Eislandschaft ist.
Wodurch konntest du diese Balance finden?
Ich habe versucht sowohl die harten als auch organischen Aspekte der Eisberge einzubauen. So konnte ich beispielsweise die Querverschiebungen, die innerhalb eine Eisberges entstehen, wenn dieser partiell anschmilzt, durch filigrane Oberflächenbearbeitug umsetzen. Im Kontrast dazu, habe ich, um ein dreidimensionales Eismeer darzustellen, mit Hilfe einer Magnettechnik gearbeitet, bei der eine Paste auf ein Gewebe aufgetragen wird und in einem Magnetfeld trocknet. Die panzerartigen Gebilde, die daraus entstanden sind, negieren den weiblichen Körper, während edle Stoffe wie Seidenchiffon die filigranen Aspekte darstellen.
INSPIRIERT DURCH:
Immer wieder merke ich, dass die Natur die größte Inspiration für mich darstellt. Auf ihre vielseitige Art und Weise eröffnet sie mir andauernd neue, bisher unbeachtete Aspekte, die mich immer wieder faszinieren. Für mich ist sie eine unerschöpfliche und unkontrollierbare Quelle. Vor allem von der Natur erschaffene organische Formationen begeistern mich besonders. So habe ich mich auch bei meiner Abschlusskollektion von Eisbergen, Gletschern und der Natur rund um die magnetischen Pole unserer Erde inspirieren lassen und vor allem deren Farbigkeit und Formensprache zum zentralen Inhalt meiner Kollektion gemacht.
PHILOSOPHIE:
Ich versuche immer mein Bestes zu geben und nehme mir meisten zu viel vor. Allerdings treibt mich dies dazu an, wirklich alle Kraftreserven in mir zu mobilisieren, um ein Ergebnis zu schaffen, welches mich zufrieden stellt.
LOVE:
Was ich an der Mode so toll finde, ist, dass sich ihr niemand entziehen kann. Jedes Kleidungsstück stammt aus der Hand eines Designers. Dies ist ein Beruf, den nur sehr wenige wahr- , jedoch alle Menschen in Anspruch nehmen. Daher möchte ich gerne meinen Beitrag zur Mode leisten, indem ich Kleidungsstücke kreiere, die zu Lieblingsteilen und nicht zu Fehlkäufen avancieren.
HATE:
Ich persönlich finde, jedes Design hat seine Daseinsberechtigung, sobald es einen Abnehmer findet. Daher würde ich nie irgendetwas im Designprozess verbieten. Ich designe schließlich nicht, um den Menschen meinen Geschmack aufzudrücken, sondern, um ihren Typ zu unterstreichen.