Wie ist es zu deinem Titel „Laoten Chaoten II“ gekommen?
Mein Leben lang hat mich meine Herkunft begleitet. Sobald ich von meinen laotischen Wurzeln erzähle machen Menschen Witze über die chaotische Natur der Laoten. Vor einem Jahr bin ich nach langer Zeit wieder in Laos gewesen und habe bemerkt, dass das Sprichwort „Laoten Chaoten“ nicht von ungefähr kommt. Im Gegensatz zu den Deutschen sind sie sehr gelassen, nehmen weniger streng und haben generell eine sehr entspannte Natur.
Warum hast du dich für das Thema entschieden?
Ich wollte mich genauer mit meiner Herkunft beschäftigen, sehe dabei sowohl meine laotischen Wurzeln als auch meine westlichen Einflüsse nicht zu streng und spiele gerne damit. Als ich älter wurde, habe ich mir die Frage gestellt, mit welcher Nation ich mich mehr identifizieren kann. Dabei habe ich gemerkt, dass ich Qualitäten aus beiden Kulturen vereinen kann.
Wie zeichnen sich die Unterschiede denn ab?
Ganz gut lässt sich das an einem Beispiel zeigen: In Laos wollte mein Freund, welcher aus Deutschland stammt, immer einen genauen Plan über den Ablauf der Reise haben. Es interessierte ihn wann wir etwas unternehmen, wo unser Ziel liegt und wann wir dort ankommen. Für ihn war es sehr schwierig sich nicht auf genaue Ziele festlegen zu können, während meine laotischen Verwandten sehr spontan agiert haben.
Wie konntest du das auf deine Kollektion übertragen?
Für mich ist der klassische Anzug ein sehr deutsches Kleidungsstück, das sowohl eine gewisse Geradlinigkeit als auch die Strenge vereint. Ich habe deshalb viel mit Nadelstreifen gearbeitet, die durch laotische Muster gebrochen werden. Viele meiner Nähte sind auch nicht wie bei klassischen Anzügen verarbeitet. Einige Fäden sind überlang und enden verschieden. Aber genau diese Details bringen das Chaotische in die Kollektion.
Wie ist deine Formsprache zustande gekommen?
Zu große oder zu kleine Kleidungsstücke sind sehr typisch für die laotische Bevölkerung. Das liegt vor allem daran, dass diese innerhalb der Familie weitergegeben werden: Das zu große T-Shirt oder die zu kleine Jacke werden von der nächsten Generation ganz selbstverständlich getragen. Aus diesem Grund wirken meine Outfits alle ein wenig oversized.
War für dich von Anfang an klar, dass du deine Abschlussarbeit so persönlich gestalten möchtest?
Ja, denn mir ist es wichtig, dass eine Kollektion authentisch und in sich schlüssig ist. Ich bin der Meinung, dass dies nur durch ein sehr intensives Beschäftigen mit der entsprechenden Thematik gelingt. Indem ich mich mit meinen Wurzeln auseinandergesetzt und dadurch ein genaueres Bild meiner Persönlichkeit erhalten habe, entwickelte sich meine Abschlussarbeit in diese Richtung und bekam eine ganz besondere Bedeutung für mich.
Inspiriert durch:
Im Moment beschäftige ich mich mit den Unterschieden verschiedener Kulturen und deren Verschmelzung zu einem Ganzen.
Philosophie:
Nicht immer alles zu ernst nehmen. Ein bisschen Ironie, schadet nie!
Love:
Dass man Teil eines Augenblicks sein kann und etwas erschafft. Mit der Mode kann man Botschaften transportieren und Menschen zum nachdenken anregen. Man ist als Designer Teil einer Person und begleitet sie durch jegliche Phasen in ihrem Leben.
Hate:
Was ich gar nicht mag ist fast fashion. Nicht nur, weil Mode für mich zeitlos und gut durchdacht sein muss, sondern vor allem, weil der Großteil der Produzenten unter menschenunwürdigen Verhältnissen produziert.