Samt galt lange Zeit als einer der luxuriösesten Stoffe überhaupt. Nur Wohlhabende konnten sich Kleidung und Möbel aus Samt leisten, bei dem es sich früher immer um ein reines Seidengewebe handelte. In den letzten Jahren erfuhr Samt ein schillerndes Comeback. Kleider, Oberteile und Schuhe aus Samt bereichern die aktuellen Designerkollektionen.
Inhalt
Herkunft von Samt
Der Begriff Samt (altertümlich Sammet) stammt vom altgriechischen Begriff hexamitos (für sechsfädig) ab.
Ursprünglich stammt Samt aus dem Osmanischen Reich, gelangte im frühen 14. Jahrhundert nach Italien und verbreitete sich von dort nach ganz Europa. Vor allem in England etablierten sich in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts Baumwollsamtwebereien. Manchester wurde später für seinen Cordsamt, in Fachkreisen auch Manchester genannt, bekannt.
Im 17. Jahrhundert entstanden auch in Deutschland Samtwebereien. Vor allem Krefeld galt lange Zeit als Europas Zentrum für Samt und Seide. Daher trägt die Stadt bis heute den Beinamen »Seidenstadt«.
Heutzutage gibt es verschiedene Methoden Samt kostengünstig und vielfältig herzustellen.
Herstellung
von Samt
Samte unterliegen einem schwierigen Herstellungsprozess. Sie gehören zur Gruppe der Flor oder Polgewebe und unterscheiden sich von sogenannten Flachgeweben.
In das Grundgewebe, das entweder leinen- oder köperbindig ist, wird ein zusätzlicher Pol-Schuss- oder Pol-Kettenfaden als V oder W Noppe eingearbeitet.
Man unterscheidet Schuss und Kettsamt. Beim Schusssamt (Velvet) werden über dem Grundgewebe W oder V-Schlaufen gebildet, die am Ende aufgeschnitten werden. So entsteht der typische Faserflor.
Der Kettsamt ist der meist produzierte Florgewebetyp und wird im sogenannten Doppelsamtverfahren hergestellt. Hierbei werden Polketten in zwei Grundwebe eingearbeitet und später mit einem Messer durchtrennt. Für eine gleichmäßige Oberfläche wird der Flor danach auf gleiche Höhe gekürzt und gebürstet.
Die Florlänge von Samt beträgt maximal zwei bis drei Millimeter.
Zusammensetzung
Früher wurde Samt aus Seide oder Kaschmir hergestellt, heute findet man überwiegend Samt aus Baumwolle oder Chemiefasern.
Samt verarbeiten
Für die Versäuberung von Samt empfiehlt sich eine Overlock Maschine. Pannesamt kann offenkantig verarbeitet werden, ohne dass sich die Schnittkanten einrollen.
Für eine höhere Farbtiefe sollten Samte immer gegen die Strichrichtung verarbeitet werden.
Samt waschen
Da es viele verschiedene Samt-Qualitäten gibt, sollten immer die Herstellerangaben zur jeweiligen Pflege beachtet werden. Grundsätzlich gilt: Samt ist sehr empfindlich und sollte professionell gereinigt oder von Hand gewaschen werden.
Samt gehört nicht in die Waschmaschine und auf gar keinen Fall in den Trockner!
Bei Handwäsche den Samt bitte nicht reiben und auswringen. Am besten in ein Handtuch wickeln und sanft auswringen.
Sollen Kleidungsstücke aus Samt mit auf Reisen gehen, immer darauf achten, dass keine Bruchstellen entstehen. Samtkleidung am besten hängend auf einem Kleiderbügel transportieren oder mit der rechten Kleidungsseite nach innen zusammenlegen und Seidenpapier dazwischen legen.
Unsere persönliche Erfahrung zeigt, dass kleine Flecken im Samt durchaus sanft per Hand mit kaltem Wasser aus dem Material gerieben werden können. Wer auf Nummer sicher gehen will, bringt seine samtigen Kleidungsstücke aber in die professionelle Reinigung.
Vorteile von Samt
Weichheit, schöner Glanz, Langlebigkeit und Wiederstandfähigkeit durch den kurzen Flor
Nachteile von Samt
Aufwendige Pflege
Wo kann man
Samt kaufen?
Samt gibt es in vielen Farben und in unterschiedlichen Qualitäten zu kaufen. Seidensamt ist natürlich teurer als Baumwollsamt.
Pannesamt
Da gibt es ja noch mehr!
Aber was ist denn jetzt noch Pannesamt?
Pannesamt ist ein weiches Material, meist aus synthetischen Fasern wie Polyester, mit aufliegendem Faserflor. Dieses Material wird wegen seiner spiegelnder Oberfläche auch Spiegel- oder Zylindersamt genannt.
Diesen Effekt erhält der Stoff durch flaches Bügeln oder Pressen in der Herstellung. Diesen Vorgang nennt man »Pannieren«, so auch der Name „Pannesamt“. Durch das Pannieren entstehen unterschiedliche Strukturen oder Muster.
Im Gegensatz zum normalen gewebten Samt ist der Pannesamt gewirkt, das macht den Stoff um einiges dehnbarer. Pannesamt ist ebenfalls dünner verarbeitet und fällt viel leichter und fließender als Samt.
EIGENSCHAFTEN & PFLEGE
Pannesamt ist ein sehr weiches, dehnbares, wetterfestes und robustes Material, das sehr angenehm auf der Haut liegt.
Waschmaschine? Ja! Trockner? Nein!
Was Pannesamt überhaupt nicht mag ist Hitze! Dennoch ist Pannesamt sehr pflegeleicht. Es muss lediglich bei niedriger Temperatur gewaschen werden und an der Luft getrocknet werden. Das Material trocknet sehr schnell und das Beste – es knittert kaum! Wie du siehst, es ist sehr pflegeleicht, wenn man die kleinen Dinge beachtet.
ZUSCHNITT & NÄHEN
Für den Zuschnitt empfehlen wir eine rutschfeste Unterlage, sodass der Stoff nicht verrutscht und es sollte immer in Strichrichtung zugeschnitten werden. Riesen Pluspunkt bei Pannesamt? Die Stoffkanten fransen nicht aus!
Beim Nähen kannst du deine Stecknadeln waagerecht stecken und einfach vorsichtig über die Nadeln nähen. Verwende wie für normale Stoffe ein Polyestergarn und eine Nadel mit der Stärke 70 oder 80.
Für bestimmte Einsatzgebiete kann Pannesamt auch geklebt oder getackert werden. Wir empfehlen vorher immer eine Probe auf Reststoff.
Flocksamt
Wo kommt der
denn noch her?
Ja es gibt noch ein Material, das den Namen Samt trägt! Aber Flocksamt ist kein echter Samt, sondern eine Imitation. Die kurzen Faserflocken werden nämlich nur auf das Gewebe aufgeklebt.
Einsatz
Kleider, Schuhe, Besatz, Dekorationsstoffe, Möbelbezüge
Styling-Tipp
Kleidung, Schuhe oder Taschen aus Samt bilden immer das Highlight des Outfits. Wie empfehlen deshalb nur ein Kleidungsstück oder Accessoire aus Samt zu tragen!
Bilder ©Stefan Knauer, Catwalkpics