Wie würde die Musik von Sir Elton Hercules John als Modekollektion aussehen? Was es bis jetzt nur für die Ohren gab, präsentierte uns Guccis Creative Director Alessandro Michele nun fürs Auge.
Inspiriert durch die Bühnenoutfits seines langjährigen Musikerfreundes Elton John entwarf er laute Sommermode.
»When you see the show, you will see what I’m trying to do: I want to stay in my aesthetic.« – Alessandro Michele
Inspiration
Das Mailänder Headquarter wurde zum antiken Rom und Setting ägyptischer Mumien. Der blau schimmernde Runway repräsentierte den Tiber, während der Säulengang im Hintergrund an das frühe Italien erinnerte. Straßenlichter sorgten für ein modernes Flair. Wie auch in der Mode, kommen hier etliche kulturelle Aspekte zusammen.
Kreativkopf Alessandro Michele brachte seine Business Looks mit Inspirationen der Show-Outfits von Größen wie Elton John und Bob Mackie zum Strahlen. Die funkelnden Reverskragen sind ein Element, das Elton John zu seinem Markenzeichen gemacht hat.
Jeder, der den Künstler schon mal live erlebte, weiß: Hier gibt es nur ganz oder gar nichts, denn dieser Mann macht keine halben Sachen! Deswegen gab er sich selbst auch den Zweitnamen Hercules, so dass die Initialen EHJ nun die Rückseite einiger Jacken der aktuellen Gucci-Kollektion zieren.
Ehemann David Furnish bestätigte, dass Michele durch Elton Johns privates Modearchiv stöberte, um sich vom Glam der 70er Jahre inspirieren zu lassen. Mehrere Designs lagen einer Hommage und einer tiefen Freundschaft zu Elton John zu Grunde: Dazu zählen der pinke Satinanzug mit Pagodenschultern sowie bunte Musiknoten als Applikation.
Aber was haben Hasen mit dem Popstarleben zu tun? Eine weitere Inspirationsquelle für Michele war der Tierische Magnetismus, eine Hypnosetechnik des 18. Jahrhunderts. Dazu wurde jedem Gast ein schwarzes Kerzenset geschenkt und auf der zugehörigen Karte war in Gothic-Schrift das Wort Hypnotism zu lesen.
Insgesamt geht der Kreativdirektor also durch Raum und Zeit und schafft eine Verbindung jeglicher Elemente.
Intention
»A lot of things that other designers have already done could be new again because now is the right time to do it«, schwärmte Michele, dem es nicht darum geht etwas Neues zu schaffen, sondern bereits Erschaffenem mit Historie Aufmerksamkeit zu schenken.
Zudem möchte er sich gegen die Fast-Fashionindustrie stellen: Gucci ist eines der erfolgreichsten Modehäuser der Welt und macht jährlich einen Umsatz von mehreren Billionen.
Fast Fashion gilt aber nicht für den eigentlichen Designprozess, wie Michele sagt: »I don’t want to run because I know the company works in a very fast way, but that doesn’t lessen the creative act – It’s about what is the playground of Gucci: I want to stay, I want to feel, and I want to dilate this little swimming pool and turn it into an ocean.«
Schnitte & Materialien
In seinen Schnitten schwankt er zwischen Glamrock der 70er und 80er Jahre, indem er viele Talismane integrierte. Die Stoffwahl fiel Gucci-typisch opulent und vielfältig aus: Asiatische Kegelhüte passen zu den chinesischen Stickereien auf Kleidern und es gibt keine Farbe, die nicht in dieser Kollektion auftaucht.
Die Schnitte sind meist in den Schulterpartien weit und voluminös.
Die Verbindung zu Great Britain wird nicht nur durch den klassischen Tweed hergestellt, sondern auch durch den Print »Never Marry a Mitford«, der an die »House Style« Ausstellung im Hause des Duchess of Devonshire im Chatsworth House erinnert, die Gucci dieses Jahr sponserte. Dieser gesellschaftliche und historische Inhalt wird durch witzige Disney-und Märchenfiguren aufgelockert.
Bilder ©Stefan Knauer, Catwalkpics