Christ­opher Bailey Designer­portrait

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Burberry, Herbst/Winter 2013, Fashionweek, ©Stefan Knauer

 

»Fashion now is much more than a product. It’s about entertainment and people feeling a part of something.« – Christopher Bailey

 

Stil: feminin, eklektisch, traditionsbewusst, jung

Nach 17 Jahren an der Spitze von Burberry, verlässt der Designer Christopher Bailey das Unternehmen. Aber wieso beendet das britische Unternehmen solch eine lange Zusammenarbeit? Zeit, die Karriere Baileys Revue passieren zu lassen, und den Werdegang des Designers unter die Lupe zu nehmen.

 

KARRIERE

  • 1990 – 1993: Bailey macht einen Bachelor in Modedesign an der University of Westminster in London, um sich anschließend am Royal College of Art weiterzubilden
  • 1994: Christopher Bailey schließt sein Studium mit einem Master in Modedesign ab und zieht nach New York. Dort ist er bei Donna Karan im Designstudio tätig. Diese hat ihn schon in seiner Studienzeit während eines Besuches am Royal College of Art entdeckt.
  • 1996: Er zieht nach Mailand und fängt dort bei Gucci unter Tom Ford in der Damenabteilung an.
  • 2001: Rose Marie Bravo, damalige CEO von Burberry, ernennt ihn Designdirektor der britischen Marke.

2005 übergibt Rose Marie Bravo ihren CEO-Posten an Angela Ahrendts. Bailey kennt Ahrendts bereits von seiner Zeit bei Donna Karan. Zusammen verwandeln sie das ehemalige Trenchcoatlabel in ein weltberühmtes Luxushaus.

Der Trench bleibt dabei im Zentrum des kreativen Prozesses des Designers. Es ist der Anhaltspunkt in jeder seiner Kollektionen.

Für das Frühjahr 2012 wird der Mantel in ein gegurtetes Minikleid verwandelt. Ein Aubergine-Ton ersetzt das klassische Beige.

 


Burberry, Frühjahr/Sommer 2012, Fashionweek, ©Stefan Knauer

 

Winter 2013: Der untere Teil des Mantels wird abgeschnitten, erhalten bleiben das Revers und die Positionnierung der Knöpfe. Durch metallische Materialien auf Kleidung und Accessoires wird das Image des Mantels verjüngt. Burberry WFS13 313

In der Winter 2014 Kollektion zieren großflächige Zeichnungen den klassischen Mantel.

 


Burberry, Herbst/Winter 2014, Fashionweek, ©Stefan Knauer

 

Winter 2015: Die Klassik des Mantels wird durch ein buntes Blumenmotiv komplett in den Hintegrund gestellt. Ein wahres Farbstatement.


Burberry, 2015, Fashionweek, ©Stefan Knauer

 

Zweifarbiger Trenchcoat in Form eines Minikleides.


Burberry, Frühjahr/Sommer 2011, ©Stefan Knauer

 

Die neue Routine, die Bailey einführt, ist aber nicht sehr abwechslungsreich: alle Shows finden in der gleichen Location, Kensington Gardens, statt. Eine britische Indie Band oder Sängerin performt, Konfetti schneit beim Finale von der Decke runter. Die Motive wiederholen sich: Trench coats in allen möglichen Varianten, von klassischem Tagesmantel bis hin zum pastellfarbenen Abendkleid.

Unter Bailey wird Burberry zu einer der ersten Luxusmarken, die auf social media aktiv ist. Live-Streams sowie eine konstante Präsenz bei Twitter, Instagram und Snapchat sollen eine junge Kundschaft anziehen.

  • September 2001: Bailey präsentiert die erste Kollektion der neuen Tochtermarke, Burberry Prorsum
  • 2002: Als « Man of the Year » von der GQ gekrönt.
  • 2003: Baileys ehemalige Universität verleiht ihm einen Doktortitel. Somit wird der Erfolg des jungen Designers von seinem Ausbildungsort nochmals gekrönt und anerkannt.
  • 2005: Bailey gewinnt den « British Designer Award of the Year » bei den British Fashion Awards
  • 2014: Bailey wird CEO und Chief Creative Officer ernannt. Er ersetzt somit Hannah Ahrendts, die seit 2006 die Funktion ausübt
  • Ende 2016: Marco Gobetti wird zum CEO von Burberry ernannt. Bailey behält den Titel des Chief Creative Officers und wird zudem zum Präsidenten der Marke befördert.

 

 

SEE-NOW-BUY-NOW 

  • September 2016: Christopher Bailey präsentiert die erste See-now-buy-now Kollektion von Burberry

In dieser Kollektion ändert sich der Fokus des Designers. Die Kensington Gardens werden für das Maker’s House verlassen, der Trenchcoat bleibt erhalten, jedoch nur in Maßen. Und es regnet am Ende der Shows nicht bunte Konfettis. Die Designs sind eklektischer und weisen keinen richtigen roten Faden auf. Sie sind miteinander problemlos kombinierbar, also auch kommerzieller.

 

Jacke im Officer-Look Burberry


Burberry, Frühjahr/Sommer 2017, ©Stefan Knauer

 

Der ewige Trenchcoat in Kombination mit einem gestreiften Hemd mit Volantkragen


Burberry, Frühjahr/Sommer 2017, ©Stefan Knauer

 

Tom Ford und Tommy Hilfiger übernehmen auch das Geschäftsmodell des »see-now-buy-now«, das den Kunden ermöglicht, schon einen Tag nach der Runway Show die Looks in den Läden der jeweiligen Marken zu erwerben. Dieses Konzept beweist, dass sich sogar die Welt der Mode der neuen Schnelligkeit biegt, an die wir durch die sozialen Netzwerke gewöhnt werden.

Durch die direkte Diffusion von Modenshows auf Instagram oder Snapchat werden potenzielle Kunden 6 Monate, bevor die Ware verkauft wird, auf die Entwürfe aufmerksam. Auch Kopien von High-Street Labels wie Zara und H&M sollen damit bekämpft werden. Solange eine breite Zeitspanne zwischen der Präsentation und dem Verkauf der Produkte erhalten bleibt, haben Budget-Marken auch Zeit, die Designs eins zu eins nachzumachen und direkt auf den Markt zu bringen. Somit wird oft schon bevor ein Designerkleidungsstück kaufbar ist, die Kopie davon von tausenden Menschen getragen.

Der Modekalender ändert sich durch dieses Konzept. Da für das Hier und Jetzt designt wird, müssen die Winter- und Frühjahrskollektionen auch in den dazu entsprechenden Jahreszeiten gezeigt werden – Herbst/Winter 2017 im September 2017, Frühjahr/Sommer 2018 am Anfang des Jahres. Dazu kommt auch das Zusammenlegen von den weiblichen und männlichen Kollektionen. Somit wird nur noch zweimal jährlich gezeigt.

Jedoch trifft das Konzept des „See-now-buy now“ auf viele Gegner. Traditionshäuser wie Chanel und Christian Dior kritisieren diese Anpassung an social media und glauben nicht im Traum daran, das schon lange bestehende System der Mode zu verändern.

 


Burberry, Frühjahr/Sommer 2018, ©Stefan Knauer

 

Neueste Kollektion:

Fall 2017

Seinem neuen Rhythmus treu, hat Bailey die Fall 2017 Kollektion im September 2017 vorgestellt. Ein Tag später war sie bereits in Läden erhältlich. Doch diese Show limitierte sich nicht nur auf Mode: gleichzeitig fand eine Ausstellung über die Photographie des 20. Jahrhunderts in Großbritannien statt.

Bailey beschrieb die Kollektion als eine Ode an »britishness«. Tatsächlich waren in vielen Kleidungsstücken britische Klischees vertreten. Mit Ornat bestickte Jacken und Röcke erinnerten sehr an die Outfits der Beatles aus den 60er Jahren.

 


Ornat-Minirock: Burberry, Frühjahr/Sommer 2018, ©Stefan Knauer

 

In einer eklektischen Mischung trifft traditionsreiche Opulenz auf die Codes der Working Class. Das klassische Karo-Motiv, das in aller Welt mit der Marke assoziiert wird, wurde in ganzheitlichen Looks verwendet. Besonders bei Jugendlichen ist das plakative Tragen dieses Motivs beliebt. Neben einer Affinität für Mode und Luxus ist dieser Print auch ein Synonym für Wohlhaben.

 

Head to toe im karierten Look


Burberry, Frühjahr/Sommer 2018, ©Stefan Knauer

 

Bailey designte diese Show als direkte Antwort auf den Brexit. Als stolzer Brite zelebriert er die britische Kultur, weiß aber auch, dass das schockierende Referendum einen Impakt auf die Welt der Mode haben wird. Somit ist diese Show eine Einladung, die britische Kultur, in Zeiten politischer Ungewissheiten und Veränderungen, für sich neu zu entdecken. Doch es soll bald anders kommen, als es sich die Modekritiker denken…

November 2017 wird das Ende der Zusammenarbeit von Bailey und Burberry angekündigt. War der Fokus auf den digitalen, theatralen Aspekt doch nur eine Einengung für den Designer? Oder hat die doppelte Funktion des Designers in der Firma eine negative Auswirkung auf seine Leistung gehabt?

In Wahrheit stimmen die Zahlen schon lange nicht mehr. Die letzte Kollektion, die sich an ein sehr junges Publikum richtet, verkaufte sich zwar in den darauffolgenden Tagen bereits sehr gut, jedoch ist die Direktion von Burberry mit dem finanziellen Stand der Marke nicht zufrieden.

Das Image der Marke soll geändert werden. Sie soll stärker im Luxussegment verankert und nicht eine Einstiegsmarke sein. Burberry soll für qualitativen Luxus stehen können.

Mitte November 2017 kündigt CEO Marco Gobetti eine neue Strategie für den Umschwung der Marke an. Der dazugehörige Designer wurde noch nicht genannt, klar ist aber, dass es nicht Christopher Bailey sein wird.

Für Bailey schließt sich eine 17-jährige Zusammenarbeit mit der bekanntesten britischen Marke ab. Bisher ist noch nicht bekannt, wo es den Briten in den nächsten Monaten hinziehen wird. Es besteht aber die Hoffnung, dass er in dem ewigen Trubel der Modewelt wieder einen eigenen Platz finden wird.

 

Gut zu wissen

  • Christopher Bailey wird als sehr nett und herzlich beschrieben. Auch im Ungang mit seinen Mitarbeitern zeichnen ihn Freundlichkeit und Respekt aus.
  • Während seiner Zeit in Mailand kommt Bailey mit dem Designer Geert Cloet zusammen, der für Miu Miu arbeitet. Im Juni 2004 wird Cloet ein Gehirntumor diagnostiziert. Er stirbt nur 13 Monate später. Obwohl ihn der Tod seines Lebenspartners unheimlich verletzt und erschüttert, hält Bailey weiterhin bei Burberry die Stellung.
  • Seit 2012 ist Bailey mit dem britischen Schauspieler Simon Woods vor allem für seine Rolle in der Serie „Rome“ bekannt – verheiratet.