CHANEL F/S 2018

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Der Grand Palais in Paris könnte auch in »Karl Lagerfelds Experimentierkasten« umgetauft werden. Jede Saison baut der deutsche Designer für Chanel ein neues atemberaubendes Setting auf.

Von einem Supermarkt, über eine Raumschiffstation, bis hin zu einem Flughafen hat der Grand Palais hat schon vieles gesehen.


Fashionweek Paris, Chanel F/S 2018, Karl Lagerfeld, ©Stefan Knauer

Und weil Karl Lagerfeld nie zweimal dieselbe Idee hat, verwandelte er dieses Mal die riesige Ausstellfläche in die Verdonschlucht, – Gorges du Verdon auf Französisch. Dieser etwa 21 Kilometer lange Canyon befindet sich im Süden Frankreichs, in den Alpen.

Im Grand Palais auf 15 Meter Höhe und 85 Meter Breite reduziert, wirkte die Schlucht nicht weniger echt. An sechs verschiedenen Punkten floss Wasser von der riesigen Steinwand runter.

 

INSPIRATION

Um sich Mutter Natur zu beugen, muss der Mensch bestimmte Kleidungsstücke tragen. Das hat Monsieur Lagerfeld auch verstanden. Jeder der 89 Looks enthielt mindestens ein Kleidungsstück aus PVC. Hohe Stiefel, Hüte, Capes, Krägen und die ikonischen Chanel-Handtaschen wurden in dem wasserabweisenden Material präsentiert.


Die klassische 2.55 Tasche aus durchsichtigem Plastik, ©Stefan Knauer

 

Schwingen nicht nur unter Wasser mit: Plastikfransen in Algenoptik.


Fashionweek Paris, Chanel F/S 2018, ©Stefan Knauer

 

INTENTION

Jede Kollektion von Karl Lagerfeld ist eine Hommage an Gabrielle Chanel. Jedoch ging es diese Saison nicht nur um das Erbe der berühmten Designerin. Das Element des Wassers spielte nicht nur bei der Wahl des Settings eine zentrale Rolle.

Die vielen Farbnuancen, die das Meer annehmen kann – das schaumige Weiß der Gischt, die verschiedenen Blautöne der Wasseroberfläche je nach Tageszeit, das Grün der Algen – dies alles ließ sich in Form von Stoffen und Farbkombinationen wiederfinden. Das Wasser erreichter sogar die Ohren der Models in Form von Wassertropfen-Ohrringen.

 


Fashionweek Paris, Chanel F/S 2018, ©Stefan Knauer

 

SCHNITTE UND

MATERIALIEN

Lagerfeld ist der Meister des ewigen Neuerfindens. Jede Saison präsentiert er den für Chanel charakteristischen Tweed in neuen Variationen. Diese Saison mixte er bunten Tweed mit weißem Denim oder Lackstoff.


Lackstoff in Kombination mit Tweed, Chanel F/S 2018, ©Stefan Knauer

Der optische Effekt von Sonnenstrahlen auf dem Meeresgrund schmückte Bademode und Abendkleider. Dieses Lichtspiel wurde durch Tie-Dye auf die Kleidung aufgedruckt.


Den Meeresboden auf der Haut: Tie-Dye Bademode und Sarong, ©Stefan Knauer

Besonders die Schnitte der 20er Jahre ließen sich in dieser Kollektion wiederfinden. Ein Look orientierte sich an den damaligen Badeanzügen der Frauen, die bis zur Hälfte der Oberschenkel reichten und ärmellos waren. Das veraltete Kleidungsstück wurde durch ein feines, darüber getragenes, kettenartiges Kleid wieder an die Front gebracht.

 

Ein Badeanzug der 30er. Das neue Abendoutfit? 


Fashionweek Paris, Chanel F/S 2018, ©Stefan Knauer

Scherenfalten wurden für Tops und knielange Kleider eingesetzt. Die simplen Schnitte in Kombination mit diesen Falten aus den 20er Jahren zeigen, dass diese noch genauso aktuell, sind, w sie es am Beginn von Gabrielle Chanels Karriere waren.


Kleid mit Scherenfalten, Chanel F/S 2018, ©Stefan Knauer

 


Tweed-Top mit Scherenfalten, Chanel F/S 2018, ©Stefan Knauer

 

Coco Chanels Lieblingsfarben in Blusen und Rock Kombi.

Eine ganze Reihe schwarz-weisser Looks gegen Ende der Show griff die liebsten Farbtöne Coco Chanels wieder auf. Basics, die sich einfacher als buntes Tweed tragen lassen.


Fashionweek Paris, Chanel F/S 2018, ©Stefan Knauer

Weiße Kleider in Empire- und H-Linien schlossen die Show ab. Dabei war vor allem der allerletzte Look ein Meisterwerk für sich. Viel besser als ein Hochzeitskleid: Ein Oberteil aus tausenden glitzernden Plastikfransen und ein schillernder Rock mit Scherenfalten und Volants.

Da halten doch sogar die treuesten Kundinnen von Monsieur Lagerfeld für einen kurzen Moment den Atem an.


Der letzte Look der Show, Chanel F/S 2018, ©Stefan Knauer

Ende 2017 kehrt Lagerfeld für eine Show in seine Heimat zurück: Am 6. November wird Hamburgs Elbphilharmonie die Bühne für die diesjährige Métiers d’Arts Show.

Ob seine letzte Kollektion eine Vorwarnung für seine Gäste war? Schließlich fällt in Hamburg das Wasser vom Himmel und nicht von künstlichen Wasserfällen. Wir sind sehr gespannt auf diese Show!