Die New Yorker Bridal Show stellte die Brautmode der kommenden Saison vor und zeigte, in welchen Looks die Bräute 2018 zum Traualtar schreiten werden. Wir stellen euch nicht nur die verschiedenen Silhouetten vor, sondern führen euch zudem in die Historie der Bridal Couture ein.
Inhalt
»I was a total fashion insider who became an outsider when I did bridal« – Vera Wang
Wenn eine Modedesignerin dieser Größe so etwas zugibt, dann ist die Sache klar: Bridal Fashion ist der Endgegner eines jeden Modeschöpfers, die A-Liga der Fashion-Industrie und die höchste Kunst des Designs.
Ein Kleid, das eine Frau für den persönlichsten und intimsten Tag ihrer Beziehung wählt und in dem sie den Anfang eines neuen Lebens beginnt. Das hört sich nach einer großen Verantwortung für den Modemacher an.
Auf ihrem offiziellen Instagram Account gibt Vera Wang einen Einblick in die SS18 Bridal Collection.
Weiß – die Farbe
aller Bräute
1840 heiratete die englische Königin Victoria Prinz Albert in einem weißen Kleid mit langer Schleppe. Ein Ereignis, das in aller Munde war und somit Weiß zur Wunschfarbe zahlreicher künftiger Bräute machte. Zuvor trug die Frau einfach ihr bestes Kleid, wobei die Farbe lange Zeit gar keine Rolle spielte.
Damals mussten angeklagte Frauen auch vor Gericht weiße Gewänder tragen, wodurch sie ihre Unschuld symbolisieren sollten. In vielen Glaubensrichtungen ist Weiß außerdem die Farbe der Jungfräulichkeit.
Charles Frederick Worth war der erste bedeutende Couturier in Frankreich. Als Charles Frederick Worth im Jahr 1868 sein Pariser Couturegeschäft eröffnete, adaptierte er die Idee der Reinheit und Unschuld und verwendete mit Vorliebe weiße Stoffe für seine Entwürfe.
Gleichzeitig stand Weiß für Status und Wohlhaben, da die Farbe nur schwer sauber zu halten war. Natürlich arbeitete der Couturier auch mit anderen Farben, aber besonders das weiße Tüllkleid, das Elisabeth von Österreich auf Franz Xaver Winterhalters Portrait von 1865 trägt, wurde zum ikonischen Design dieser Zeit und ewiger Mädchentraum zahlreicher Frauen.
Geschichte
der Bridalshow
Vor dem Zweiten Weltkrieg zeigten Lanvin, Vionnet und Mainbocher ihre Brautmode in Form kleinerer Sommershows. Dazu präsentierten sie auch immer passende Kleider für die Mutter der Braut und die Brautjungfern.
Mit Kriegsbeginn wurden die meisten Couturehäuser aufgrund von Materialmangel geschlossen. Nachdem die gesellschaftlichen Unruhen vorüber waren, richteten sich die Couturehäuser aber schnell wieder her. Zunächst arbeiteten sie wie zuvor maßgefertigt, es dauerte allerdings nicht lange und die Konfektionstabellen hatten auch ihre Einführung in der Brautmode. Die Kleider kamen immer häufiger »von der Stange« und waren somit für mehr Leute zugänglich.
Ende der 40er bis Anfang der 50er Jahre begannen die Designer das Finale jeder Show mit einem Brautkleid abzuschließen, was schnell zur Tradition wurde. Zu Zeiten von Diors New Look war die mädchenhafte Silhouette nicht nur in der Gesellschaft heiß begehrt, sondern wurde auch von vielen Designern auf dem Runway adaptiert.
In den den 60er bis 80er Jahren tat sich einiges in den Entwürfen der Brautkleider und die Bridal Gowns gewannen an Extravaganz und Fantasie. Ein Bild, das besonders im Kopf der Gesellschaft hängen blieb, war Yves Saint Laurents Kreation im Jahr 1965: Er entwarf ein Kokon-Kleid für die Braut, das sie von Kopf bis Knöchel umhüllte. Seine Inspiration fand er in den russischen Nistpuppen. Besonders war zudem, dass es sich hierbei um eine Strickmode handelte, also ein eher untypisches Bridalmaterial.
Welche Eigenschaften das Material mitbringt und vor allem welche Silhouetten es gibt, überfordert viele zukünftigen Bräute.
Deswegen haben wir euch die gängigen Silhouetten der Couture- und Brautmode zusammengefasst und stehen euch mit einer Typberatung zur Seite:
A-Linie
Silhouette
Bei der A-Linie handelt es sich um ein körperbetontes Oberteil, das ab der Hüfte in einen ausgestellten Rock verläuft. Das Material des Rockes variiert und umfasst von Tüll über Federn oder festen Stoff fast alles.
Figurtyp
Die senkrechten Linien schmeicheln jeder Frau, die von der Hüfte abwärts kleine Problemzonen kaschieren will. Die Silhouette eignet sich für eine kleine Oberweite, aber auch für eine große. Verschiedene Auspolsterungen und breite Träger sorgen für Stabilität.
Runway
Anne Barge verzaubert mit einem Oberteil aus Spitze und V-Ausschnitt. Die Form des Ausschnitts lässt jede Frau größer und schlanker wirken, weil er optisch etwas in die Länge zieht.
Gracy Accad spielt mit den Materialien des Rockes und kombiniert sogar eine weiße Lederjacke zum Brautkleid.
Theia hingegen überzeugt mit schlichter Eleganz und einer kurzen Rocksaum-Schleppe.
Vom Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert galt die Länge der Schleppe als Statussymbol und es hieß: Je länger, desto besser! In royalen Kreisen spielt diese Bedeutung heute noch eine Rolle. Die 80er Jahre Schleppe von Lady Di war ganze 7,6 Meter lang, aber auch Kate Middletons 2,7 Meter lange Schleppe von Sarah Burton, Designerin bei Alexander McQueen, war ein echter Hingucker.
Prinzessinnen-Linie
Die Silhouette
Das Oberteil des Brautkleides ist ähnlich wie bei der A-Linie, schmal und körpernah geschnitten. Auch der Rock ist meist ab der Hüfte ausgestellt, allerdings breitet sich das Brautkleid nach unten hin viel stärker aus. An dieser Stelle wird oft ein größerer Unterrock oder Reifrock verwendet, der das Volumen des Kleides verstärkt und die Form stabilisiert.
Figurtyp
Auch diese Silhouette eignet sich perfekt dazu ein paar Problemzonen zu verstecken. Die A-Linie und die Prinzessinnen-Linie sind in dieser Hinsicht sehr ähnlich, wobei der Stoff hier steifer und weniger fließend wirkt. Durch diese Eigenschaft kann das Kleid auch eine stauchende Wirkung auf den Körper haben und optisch kleiner machen.
Runway
Ibal Dror präsentiert das typische Prinzessinnen-Kleid, das durch den kleinen Volant an der Taille besonders mädchenhaft wirkt.
Dennis Basso schafft es die pompöse Silhouette durch ein grafisches Muster zu reduzieren.
Anne Barges Design wirkt durch die glänzende Stoffwahl besonders elegant und hochwertig.
H-Linie
Die Silhouette
Ähnlich wie das Etui-Kleid, ist die H-Linie in voller Länge schmal und figurbetont geschnitten. Der Unterschied besteht darin, dass die Taille nicht ganz so extrem betont wird. Das Kleid verläuft in einen schmalen Rock, der auch an dieser Stelle mehr Beinfreiheit als das Etuikleid bietet.
Figurtyp
Die Silhouette verzeiht kein Kilo zu viel auf den Rippen. Daher eignet sie sich in erster Linie für schlanke und athletische Frauen.
Runway
Anne Barge und Lela Rose zeigen jeweils Designs nach dem Motto »Weniger ist mehr« und spielen mit der Länge der Ärmel.
Dennis Basso hingegen kombiniert zum Kleid mit Cut-Out eine tolle Mantelschleppe.
Wie der Name schon sagt, handelt es sich hierbei um eine oft abnehmbare Schleppe, die in verschiedenen Längen ausläuft. Naeem Khan bedient mit Perlen, Glitzer und Steinchen alles, was das Mädchenherz begehrt.
Meerjungfrauen-Linie
Die Silhouette
Diese Linie verspricht Extravaganz und besonders viel Weiblichkeit. Sie spiegelt die Umrisse einer Meerjungfrau wieder, woher auch der Name kommt. Der Körper wird bis zur Wade stark betont und ausgeformt. Ab dieser Stelle fächert der Rock wie eine Flosse weit aus.
Figurtyp
Der Körper steht bei dieser Linie extrem im Fokus und besonders die Kehrseite der Braut wird stark betont. Für schlanke Frauen mit einem runden, wohlgeformten Po kann das von Vorteil sein. Kleine Pölsterchen in Bauch- und Hüftgegend bleiben allerdings auch nicht unbeachtet. Die Silhouette eignet sich also vorwiegend für schlanke und große Frauen.
Runway
Inbal Dror und Berta legen einen funkelnden Auftritt hin, denn die glitzernden Steinchen und Stickereien funkeln um die Wette.
Das Design von Sachin und Babi ist zuerst sehr schlicht gehalten, bis die Mermaid durchkommt und in viele einzelne Volants ausläuft.
Trompeten-Linie
Die Silhouette
Ähnlich wie die Meerjungfrauen-Linie, ist diese Form sehr körperbetont. Der entscheidende Unterschied ist, dass der Rock schon früher auf Oberschenkelhöhe ausläuft und somit mehr Beinfreiheit verspricht. Der Rocksaum ähnelt hier dem Mund einer Trompete.
Figurtyp
Die Trompeten-Linie eignet sich für den selben Figurtyp, wie die Meerjungfrauen-Silhouette: Also sehr athletische und schlanke Frauen, die sich mit der Betonung ihrer weiblichen Rundungen wohlfühlen.
Runway
Theia, Dennis Basso und Matthew Christopher betonen die Silhouette durch einen Materialwechsel und setzen unten auf Tüll, der durch seine Festigkeit die Form stabilisiert.
Monique Lhuillier nimmt die Trompeten-Form als Ärmel wieder auf und spielt so mit der Anordnung des Kleides.
Plus Size
Wir finden es toll, dass mittlerweile auch Plus Size Brautmode auf der Bridal Fashion Week in New York präsentiert wird, denn schließlich ist das Heiraten kein Privileg schlanker Frauen.
Das sieht auch Modelabel Thea so, denn hier werden gleich mehrere Designs in Plus Size gezeigt.
Davids Bridal Kollektion schließt sich hier an. Kurze Ärmel in bestickter Transparenz schmeicheln bei diesem Modell den kräftigeren Oberarmen.
Die A-Silhouette eignet sich bei Plus Size Brautmode besonders gut, denn sie kaschiert Bauch und Hüfte. Ein leichter V-Ausschnitt streckt jede Frau optisch in die Länge und lässt sie größer und schlanker erscheinen. Ärmel in verschiedenen Längen schmeicheln kräftigen Oberarmen.
Extravagante
Alternativen
Nicht jede Frau sieht sich am Tage ihrer Hochzeit in einem mädchenhaften, bodenlangen Brautkleid am Altar stehen. Hierfür bieten die Designer zahlreiche Alternativen:
Davids Bridal und Thea zeigen die Hosenvariante als Jumpsuit oder als Zweiteiler mit einem entzückenden Rücken.
Für kleine Frauen eignen sich oft kurze Kleider. Hier zeigt Matthew Christopher ein mädchenhaftes Brautkleid in A-Linie und Marchesa bietet die sportlichere Variante. Dieses Kleid kann auch nach der Hochzeit immer wieder getragen werden!
Laure de Sagazan stellt klar, dass die richtigen Accessoires den Braut-Look erst komplett machen und greift mit Mut zum Hut.
Für alle Bräute in Deutschland findet vom 21. – 23. April 2018 die Bridal Week statt. In Essen werden bis zu 350 Aussteller ihre Ware präsentieren und bereits Hochzeitsstimmung verbreiten.