Garne sind ein Qualitätskriterium, wenn es um die Herstellung hochwertiger Kleidung geht. Der Begriff Garn ist, wie auch der Begriff Faden, ein Sammelbegriff für alle fadenförmigen, textilen Erzeugnisse. Was im Handel jedoch meist als Nähgarn bezeichnet wird, ist kein Garn sondern ein (Einfach) Zwirn. Während ein Zwirn nämlich aus mindestens zwei verzwirnten Garnen bestehen muss, besteht ein Garn entweder aus einzelnen versponnenen Fasern oder aus einem nur lose zusammen gedrehten Bündel Filamente.
Rohstoffe wie Baumwolle und Wolle bestehen aus Fasern, aber auch endlos hergestellte Chemiefäden können auf Faserlänge geschnitten werden und zu Fasergarnen versponnen. Als Filament bezeichnet man alles ab circa 1 m Länge. Somit gehören alle endloserzeugten Chemiefäden, aber auch abgehaspelte Naturseidenfäden zu den Filamenten.
Ein Zwirn ist gegenüber einem Garn wesentlich strapazierfähiger und viel besser zum Nähen mit der Nähmaschine geeignet. Die Feinheit eines Garns also somit auch die eines Zwirns kann in verschiedenen Feinheitsbezeichnungen angegeben werden: Gewichtsnummerierung und Längennummerierung. Bei der Gewichtsnummerierung ist die Länge festgesetzt, das Gewicht variabel. Bekannt vom Strumpfhosenkauf ist beispielsweise die Gewichtsnummerierung Denier (den) mit der Bezugslänge 9000m. Bei ein Strumpfhose mit 40 den wiegen also 9000 m Garn 40g. Andere Einheiten sind tex (auf 1000m) und dtex (auf 10 000m). (siehe Nähgarn Nummerierung)
Bei der Längennummerierung ist das Gewicht festgesetzt und die Länge variabel. Bei der Einheit Nm (Abkürzung für Nummer metrisch) ist das konstante Gewicht 1g. Bei einem Garn mit der Beschriftung Nm30 wiegen also 30m Garn 1g. Im Vergleich dazu ist ein Garn Nm120 wesentlich dünner. Erst bei einer Länge von 120m wird das Gewicht von 1g erreicht.
Faustregeln für die richtige Verarbeitung:
1. Im Allgemeinen gilt je dicker der Stoff desto dicker sollte auch das Nähgarn sein.
2. Je nach Projekt kann die Fadenfarbe ähnlich zum Stoff oder in einer kontrastierenden Farbe gewählt werden.
3. Die Unterfadenspule der Nähmaschine sollte immer mit dem passenden Oberfaden aufgespult sein. (Ausnahme beim Absteppen/Ziersteppen mit sehr dicken Nähgarne, z.B. Nm30, hier ist es für die Optik und die problemlose Verarbeitung ratsam maximal eine Feinheit von Nm80 in der Unterfadenspule zu verwenden.)
4. Je dicker das Nähgarn desto dicker sollte die Nadel sein um eine Verletzung des Nähgarns in einem zu kleinen Öhr zu verhindern.
5. Die Fadenspannung von Unter- wie Oberfaden muss auf jedes Nähgarn abgestimmt werden. Hier empfiehlt es sich immer ein paar Probenähte mit Stoffresten zu machen.
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1. POLYESTERGARN
Polyestergarn ist das gängigste Allzweckgarn. Es ist elastischer als Baumwollgarn und deutlich reißfester und eignet sich für alle Arten von dehnbaren Stoffen. Zudem schrumpft es nicht beim Waschen oder Bügeln. Im Handel findet man gewöhnlich Polyestergarne mit verschiedenen Feinheitsbezeichnungen. Nm 100 und Nm 120 sind die dünneren und gut für alle Stoffe einer feinen bis normalen Qualität. Nm 50 und Nm 80 sind empfehlenswert bei der Verarbeitung von dickeren Stoffen, wie schwerer Wolle und Jeans. Neben Nm30 sind sie auch gut geeignet um einen Akzent durch das Absteppen zu setzten. Da es leicht schimmert wird es gern zum Maschinensticken verwendet. Polyester ist sehr pflegeleicht und wird auch gern mit Naturfasern wie Baumwolle gemischt. Auch transparente Garne bestehen aus Polyester.
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2. BAUMWOLLGARN
Baumwollgarn ist nicht elastisch und sollte auch nur für unelastische Stoffe wie Baumwolle oder Leinen verwendet werden. Baumwollgarn sieht optisch schöner aus als Polyestergarn, reißt jedoch deutlich
schneller und ist nur schwer mit der Nähmaschine zu verarbeiten.
Es gibt reines Baumwollgarn und mercerisiertes Baumwollgarn. Durch das Mercerisieren wird das Garn gleitfähiger, glatter, glänzender und reißfester. Heftgarn besteht ebenfalls aus Baumwolle und lässt sich leicht wieder auftrennen. Anders als Polyestergarn, kann Baumwollgarn mit Textilfarbe nachträglich eingefärbt werden. -
3. POLYAMIDGARN / NYLONGARN
Polyamid ist neben Polyester einer der wichtigsten synthetischen Stoffe. Es wird nicht so oft verwendet, das Polyamid sehr Lichtempfindlich ist und dann an Festigkeit verliert. Polyamidgarne eignen sich gerade für Sport-und wetterfeste Kleidung, da Mikrofasergewebe den Wasserdampf nach aussen abführen, und, bei geeigneter Konstruktion, einen Wasserabweisenden Effekt haben.
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4. SEIDENGARN
Seidengarne sind aus Schappe gemacht und sind sogar fester als Polyester! Eignet sich sehr gut für das Nähen von Seidengeweben. Seidengarne sind auch zum Handnähen und Sticken geeignet. Allerdings ist Seide teuer und wird deshalb oft durch Polyester ersetzt. Für das Handnähen sollten jedoch 100 %ige Seide verwendet werden. Sie ist leicht zu verarbeiten und bildet dabei keine Knötchen. Seidengarn ist jedoch nicht für Nähmaschinen geeignet.
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5. KNOPFLOCHGARN
Knopflochgarne sind dickere Garne, die sich ideal für Knopf-
löcher oder für das Annähen von Knöpfen eignen. Für Handgestickte Knopflöcher empfehlen sich Zwirne aus Polyester oder Seide mit der Feinheit Nm 30/40. Bei Maschinengestickten Knopflöcher ist es meist besser etwas dünnere Polyesterzwirne zu verwenden mit der Feinheit Nm 50/80, da diese wesentlich besser und problemloser von der Maschine transportiert werden. Vorsicht jedoch bei Knopflöchern in sehr feinen Materialien, wie beispielsweise Chiffon, hier reicht meist sogar eine Feinheit von Nm 120. Auch bei Ziersteppereien können sie Anwendung finden. -
6. JEANSGARN
ist ein dickeres und stabileres Nähgarn. Geeignet für das Absteppen von dickeren, dekorativen Nähten, wie z.B. für Saum oder der seitlichen Kappnaht von Jeans. Manchmal wird es auch zur Stabilisierung in der Schrittnaht einer Hose eingesetzt. die Stärke von Jeansgarnen liegt bei 50/3 oder 30/3 , 50 und 80.
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7. METALLICGARN
Besteht aus metallisierten Synthetikfasern und kann mit der Maschine oder von Hand vernäht werden, um spannende Farbakzente zu setzen. Beim Maschinennähen benötigen Sie eine Nadel mit extra großem Öhr, damit der Faden nicht reißt oder aufribbelt. Wichtig dabei ist auch eine gleichmäßige Nähgeschwindigkeit.
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8. BAUSCHGARN
Ist ein weiches, starkes, dickes, texturiertes Filamentgarn, dass sehr dehnbar ist. Es erhält seine Kräuselung (Bausch) durch sein thermoplastisches Verhalten. Hochfeste und nicht elastische Texturgarne werden nur lufttexturiert (Cordura), haben aber eine 5 x höhere Festigkeit als Baustahl.
Es findet als Unterfaden der Overlockmaschine Verwendung. Bauschgarn eignet sich für Flachnähte und Säume, da es in mehrere Fäden auseinander springt und die Naht beim Versäubern gut abdeckt. (Daher für stark fransende Stoffe zu empfehlen). Bauschgarn ist zu dick, um als Oberfaden benutzt zu werden. Achtung: nicht jede Nähmaschine kommt gut mit dem (sehr preisgünstigen) Bauschgarn zurecht. -
9. VORGESPULTER UNTERFADEN
Dieser feine Faden ist in der Regel in Schwarz und Weiß erhältlich und wird beim Maschinensticken in die Spulenkapsel der Nähmaschine eingelegt. Er hilft, Wellen im Stickbild zu vermeiden und führt zu besseren Stickbild. Es gibt ihn auch auf Plastiksuplen gewickelt, was sehr zeitsparend ist.
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10. OVERLOCKGARN
Overlockgarn nimmt man zum Versäubern stark ausfransender Stoffe, da diese sonst nach einigem Waschen ausfransen können. Overlockgarn ist ein einfach aufgebautes, preiswertes wenn auch nicht sehr reißfestes Garn.