Zoa – Leder aus dem Labor

Modern Meadow oder das Leder von morgen!

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Leder gibt es bereits seit dem Beginn der Zivilisation. Schon Ötzi hat vor 5300 Jahren auf Lederschuhe und Kleidung bei der Überquerung der Alpen gesetzt (dass er es leider nicht lebend über die Alpen geschafft hat, lag dabei aber nicht am Leder). Und da Leder aus gegerbter Haut gewonnen wird, war auch schon vor 5300 Jahren und davor bekannt: Für Leder braucht man Tiere.

Doch dieses uralte Denken könne sich schon bald ändern – denn die Firma Modern Meadow (zu Deutsch »moderne Weide«) hat es sich zur Aufgabe gemacht ein Leder zu entwickeln, welches völlig ohne tierische Produkte auskommt.

Zwar gibt es auch heute schon synthetisches Leder, dafür wird aber eine Menge Öl in Form von weichem PVC-Plastik benötigt. Das ist zwar Tier-frei, für die Umwelt jedoch genau so schädlich.

 

Leder aus der Petrischale

(Von Kollagen zu

Mode-Collagen)

Modern Meadow verfolgt dabei einen anderen Ansatz. Ursprünglich entwickelte die mittlerweile 70-köpfige Firma aus New York menschliches Gewebe für medizinische Zwecke doch wurde sehr schnell auf die Produktion von Leder aufmerksam. Und 2014 begann sie ein Verfahren zu entwickeln, mit dem es möglich sein sollte Leder herzustellen, ohne dabei Tiere zu benötigen.

Modern Meadow nutzt hierfür das Protein Kollagen, welches bei allen Menschen und Tieren bei der Produktion der Haut beteiligt ist. Um Kollagen herstellen zu können, braucht es ein ganz bestimmtes Verfahren, einen Fermentationsprozess. Hier mal ein Versuch, das komplizierte Vorgehen einfach zu beschreiben:

  • Gewünschte DNA auswählen
    Bei Modern Meadow werden Hefesporen zur Herstellung von Kollagen verwendet. Die DNA der Hefe wird aufgebrochen und zwei geheime Enzyme hinzugefügt, da Hefe von sich aus kein Leder herstellt. (Dadurch ist das Leder garantiert vegetarisch)

 

  • DNA bearbeiten
    Die DNA kann anschließend weiter verändert werden um gewünschte Eigenschaften des Materials vorzugeben

 

  • Einfügen der DNA und Enzyme in Zellen
    Um das Protein produzieren zu können, brauchen die Sporen Zellen, welche sich anschließend teilen und vermehren

 

  • Zellen produzieren Protein Kollagen

 

  • Kollagen bildet sich zu Fasern aus (Triple Helix Struktur)
    Aus diesen Fasern kann später das Leder gefertigt werden

 

  • Zugeben von »geheimer« Lösung
    Damit das Endprodukt auch wirklich Leder ist, braucht man eine »geheime« Lösung, über die die Firma aber natürlich nichts verrät

 

  • Material wird gegerbt und verarbeitet
    Zum Schluss wird das Leder ganz normal gegerbt und verarbeitet, wobei auch hier darauf geachtet wird, dass keine umweltschädlichen Chemikalien verwendet werden

 

ZOA ist das Zauberwort

Fertig ist das vollkommen natürliche Leder ohne natürliches Tier, welches die Firma übrigens ZOA getauft hat. Und neben der tierschonenden Herstellungsweise, bietet ZOA noch eine ganze Menge anderer Vorteile gegenüber normalem Leder. So soll zum Beispiel die Materialdicke frei wählbar sein. Einzelne Zonen können somit auf einem Stück Leder robuster gemacht werden als andere, um eine bessere Haltbarkeit zu erreichen, andere wiederum dünner als jedes herkömmliche tierische Produkt.

Modern Meadow möchte Designern damit ermöglichen, die entworfenen Schnittmuster schon vor dem Nähen und weiterem Bearbeiten ganz nach Bedarf zu gestalten. Genauso können einzelne Flächen auf einem Stück Leder dehnbarer als andere gemacht werden und sogar Farben mit in das Material »einwachsen«. Laut Aussagen von Modern Meadow soll die Produktionszeit trotzdem geringer sein als beim tierischen Leder.

Genauso frei wählbar wie die Dicke und Dehnbarkeit des Leders ist auch seine Form. Im Gegensatz zu herkömmlichen Leder, welches sich naturgegebenermaßen nach der Form des Tieres richtet, kann ZOA in einer rechteckigen Form hergestellt werden, was auch das bearbeiten sehr viel leichter macht.

Ein weiterer Vorteil ist die Qualität. Die Maserung ist immer absolut gleich und Unreinheiten (Beispielsweise Narben auf der Haut) sind ausgeschlossen.

Das größte Problem ist derzeit noch die produzierbare Menge des einzigartigen Stoffs. Suzanne Lee (Chief Creative Officer von Modern Meadow) geht davon aus, dass ZOA in 10 bis 20 Jahren auf dem Markt etabliert sein wird. Der Preis soll übrigens in Konkurrenz mit dem altbekannten Leder treten können.

 

Vegetarische Mode

zum Wohlfühlen:

Ein erstes Modestück – genauer gesagt ein T-Shirt – komplett aus ZOA gibt es bereits im »Museum of Modern Art« in New York zu bewundern.

Und die Mode kommt gut an. Bereits 53 Millionen US-Dollar hat Modern Meadow von Investoren erhalten und anscheinend haben auch schon namhafte Modehersteller eine Kooperation mit dem New Yorker Unternehmen geplant, diese sind allerdings noch nicht namentlich bekannt.

Die ersten Produkte sollen übrigens ab 2018 auf den Markt kommen.